Jules
ist zu Besuch und kümmert sich um Filmarbeit, Kochen und Weißwein nachschenken.
Auf der Anthauptenalm sind alle Arbeiten soweit abgeschlossen und der marode
Wettermantel der Schlegelalm Jagdhütte steht im Fokus unseres Schaffens. Die
Hütte ist über 150 Jahre alt und ein Juwel für Bergnarren: Nur über einen Steig
zu erreichen, die Sonne den Dreivierteltag im Gesicht und das herbstliche
Wolkenmeer unter uns.
"There are still places, where magic can breathe,
I wanna be there, lay down and never leave."
(Rocky Votolato)
Wir kochen am Holzofen, am liebsten aus einem verdängelten Blechtopf "Bud", getauft nach Bud Spencer. Die Reiter Alm liegt direkt vor uns, es grüßen Sonntagshorn, Hochkalter und Watzmann, ganz im Osten erkennt man die Klettergipfel des Wilden Kaiser. Ein Paradies, es wird uns schwer fallen, die Zelte hier wieder abzubrechen.
Filmarbeit
ist mühselig. Für vier Sekunden Monduntergangszeitraffer sitzen wir 90 Minuten
am altbekannten Vogelspitz und kochen Glühwein am Benzinkocher. In
ausreichender Entfernung versteht sich, sonst kommt zu viel Licht auf die
Blende. Von der Materialanlieferung per Helikopter erhoffen wir uns starke
Bilder, und schauen blöd aus der Wäsche, als der Heli nach maximal zwei Minuten
wieder aus dem Tal fliegt. Ziemlich akrobatische Typen sind das: 30 Meter Seil
unter der Maschine, an dem ein Bigpack voller Schindeln und reichlich
Konstruktionsmaterial baumelt. Der Pilot lässt das Pendel in einem Zug an der
Hütte vorbeischwingen und legt es genau dort ab, wo Manu Kommandos gibt.
Hinrennen, Karabiner öffnen und Ciao. Keine zwei Minuten von Erblicken bis
Verschwinden. In den nächsten Tagen beschäftigen wir uns mit dem Modewort
"Nachhaltigkeit" und filmen Baumfällung und Bearbeitung der Stämme im
Sägewerk.
Die Bohlen werden auf unserer nächsten Baustelle, der
Röthelbachhütte, ihre neue Aufgabe als Fußboden finden. Schön, weil die Bäume
vor 200 Jahren noch Sprösslinge waren und seitdem weniger als einen Kilometer
von der Hütte entfernt wuchsen. Die Dinge bleiben, wo sie hingehören.
Der Verschindelung an der Südseite der Schlegelalm war
komplett am Ende. Sonne und Wetter haben ihre Kräfte spielen lassen.
Der
Abriss geht schnell und das Zeug ist perfektes Anheizmaterial. Ein paar alte
Schindeln legen wir uns auf Seite: Kunstwerke, wie sie nur die Zeit schaffen
kann. Die ersten neuen Reihen werden hochgezogen. Wir kombinieren altes intaktes Material mit neuen Schindeln,
um den Charakter der alten Behausung zu erhalten.
Eine glänzende
komplett neue Hülle wäre hier irgendwie fehl am Platz. Freitags mittags sitzen
wir zur Weißwurst in Rosenheim. Die Welt dreht sich unten schneller als droben.
– Der Aufruf an uns selbst, die Wintermonate zu entschleunigen, trägt Früchte.
Wir merken er wirkt – Der Bergwinter.
Auch
wenn die Sonne viel vom ersten Schnee wieder mitgenommen hat, reicht es aus, um
die Skitourensaison zu eröffnen. Stefan ist mit Pfaffi bei gefühlten 20 Grad,
Föhn und blauem Himmel auf dem Sonntagshorn.
Man
muss zwar noch eine Stunde zusteigen (bzw. 3 Stunden, wenn man das Material
lieber im Auto lässt und dann nach einer Stunde feststellt, dass es vielleicht
doch ganz fett zum Touren gehen könnte), aber das nimmt man gerne in Kauf. Die
ersten Schwünge sind gezogen und es macht Spaß wie eh und je.
Hallo Ihr da oben!
AntwortenLöschenEine wirklich ganz tolle Sache!!!!!
Ich wünsche Euch einen tollen, interessanten und glücklichen Winter in den Bergen, und dass aus dem Projekt was ganz tolles, nachhaltiges wird!
Passt auf euch auf und gute Entschleunigung!
Ich werde auf eurer Website öfter mal reinschauen.
Grüße aus dem Allgäu!
Christoph (Onkel von Manuel)
Anonym, weil ich solche "Kommunikationsplattformen" eigentlich lieber meide......:-)