Freitag, 20. Februar 2015

Drehen

Auch wenn wir immer wieder die 5D in die Hand nehmen oder die GoPro irgendwo festschrauben, es geht einfach mehr und es entstehen bessere Aufnahmen, wenn die Filmjungs am Start sind. Außerdem ist Jules immer am Ingwerteezubereiten, was auch nicht so schlecht ist. Die Festplatten füllen sich stetig und das Endprodukt gibt es idealerweise im Herbst diesen Jahres: "Höhenmeter" - Ein Dokumentarfilm über eine besondere Freundschaft, die Leidenschaft für die Berge und die Freude am Handwerk. 

Den Trailer gibts hier: https://vimeo.com/113505047














Alleinesein



Manu kann diese Woche leider nicht auf der Hütte sein. Er ist zu Hause bei seiner Tochter und seiner Familie. Zum Glück schneit es, ist arschkalt und das Brennholz ist aufgebraucht. Daher treffe ich Klaus, den besten Mann vor Ort. Klaus ist  Landwirt und Angestellter der Staatsforsten und lebt mit seiner Familie in Hintergschwendt unterhalb unserer Behausung. Er unterstützt uns seit wir auf der Kniebohs leben regelmäßig mit Rat, Materialfahrten und Gerät. Wir haben vereinbart, die Hütte mit neuem Brennholz zu versorgen. 

Klaus will den Forstweg vom Schnee freiräumen und muss seinen Traktor mehrmals mit der Seilwinde aus dem Schnee ziehen. Als ich mit den Tourenski an ihm vorbeispaziere ist er nicht sonderlich begeistert, weil er seit mehreren Stunden mit den Schneemassen kämpft. Aber unterm Strich "passts scho", wir fahren zwei Ster Holz in der Schaufel seines Bulldogs nach oben und trinken nach getaner Arbeit ein Bier. Trotz Schneeketten und Untersetzung rutscht das Gefährt immer wieder aus der Spur und die Fahrten gestalten sich als langwieriges Unterfangen. Mit unserem eigenen Auto kann man die Hütte nicht mehr anfahren, ab jetzt geht es nur noch mit Ski. Aufgrund der Schneelage ist es ruhig hier, während der gesamten Woche kommt ein Wanderer vorbei, der alleine durch den Schnee stapft eine halbe Stunde zu Besuch bleibt.

Der Tagesablauf bleibt unverändert, auch wenn man alleine ist. Ich schlafe, arbeite, koche, gehe Skitouren, lese, trinke Wein. Eigentlich wie zu zweit, mit dem bescheidenen Unterschied, dass man doch alleine ist. Die Wahrnehmung jedoch ist eine andere, man hört besser, sieht andere Dinge. Die Mäuse laufen über den Dachboden, der Brunnen rauscht, und es schneit. 

Gut, dass die rosenheimer Freunde die allsemestrige Prüfungsphase abgeschlossen haben und wieder Zeit ist für Besuche: Sari, Gesa und Pirmin. Zwei Tage der Woche kommen sie am Abend vorbei und wir gehen Skitouren, gerne auch mal von 23 Uhr Nachts bis früh um 3. Zum Wochenende kommen meine Schwestern mit Mann und Freund, es gibt chilli con carne und guten Wein. 

Trotz aller Eindrücke bin ich heilfroh als am Dienstag Manu wieder aufkreuzt. Schließlich ist dieses Projekt aus zwei Köpfen entstanden, vier Hände arbeiten besser als zwei und letztlich funktioniert Alles nur im Gemeinsamen. 




Hausen

Nachdem die Trennwand auf der Kniebohshütte entfernt ist, setzten wir alles daran, hier wieder einmal strumpfsockig laufen zu können. Bis es soweit ist, müssen wir leider noch eine gute Woche im Dreck schlafen. 

Wir beginnen mit den Bodenarbeiten: Mit der Motorsäge schneiden wir an ausgewählten Stellen in den alten Dielenboden. Somit öffnen wir den Boden und formatieren das Material auf mundgerechte Maße. Wir wollen die noch nicht ganz zerfaulten Bretter ja noch verwenden für Möbel und Ähnliches. Schritt für Schritt wird das Bodenniveau um 30 Zentimeter nach unten verlagert. Erst die intakten Bodenbretter aussortieren, Nägel abflexen und aus dem Holz herausziehen. 

Bei einer späteren Bearbeitung in der Schreinerei freut sich jeder Werkstattbesitzer, wenn die Hobelmesser wegen Altmetall zu brechen beginnen. Wir heben einige Mäusenester aus und schleppen die Balken der Unterkonstruktion aus der Hütte. Allzu schwer sind diese nicht mehr, völlig zerfault über die letzten Jahrzehnte bestehen sie oftmals nur noch aus Porengerüst.



Trotzdem natürlich ganz gutes Heizmaterial, das uns noch zwei Wochen Wärme bereitet. Zwei Tage Erdreich herausgraben und mit dem Schubkarren aus der Hütte fahren, danach füllen wir alles wieder mit Schotter, Baufolie und Konstruktionsriegeln.































































Alles bekannte Arbeit, lief ja an der Röthelbachhütte ähnlich. Irgendwann kommt so ein Typ vorbei, der nicht ganz verstehen will, dass wir gerade lieber arbeiten als mit ihm über Gott und die Welt zu plauschen. Zum Feierabend legen wir einige Bodenbretter auf die Erde und positionieren dort zwei Bänke und ein paar Holzstöcke zum Sitzen, Kochen, Kartenspielen und Biertrinken.



Geschlafen wird auf der Baustelle, wie auf zwei Eisschollen inmitten des Ozeans: Erst ein paar Bretter auf die Erde oder den Schotter, dann die alten Lattenroste, Matratzen, Decken, Schlafsäcke. Perfekt soweit, noch einmal vor die Hütte, um den nächtlichen Toilettengang zu vermeiden, ein Glas Wein und auf in eine geruhsame Nacht bis zum nächsten Tag. Nachdem nach einer Woche der neue Dielenboden in der Hütte liegt, tut es richtig gut ein paar Schritte barfuß zu gehen und im Tal eine heiße Dusche zu genießen!